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Bg. 17.3

Text

sattvānurūpā sarvasya
śraddhā bhavati bhārata
śraddhā-mayo ’yaṁ puruṣo
yo yac-chraddhaḥ sa eva saḥ

Synonyms

sattva-anurūpā — entsprechend der Existenz; sarvasya — eines jeden; śraddhā — Glaube; bhavati — wird; bhārata — o Nachkomme Bharatas; śraddhā — Glaube; mayaḥ — erfüllt von; ayam — dieses; puruṣaḥ — Lebewesen; yaḥ — das; yat — welchen; śraddhaḥ — Glauben; saḥ — so; eva — gewiß; saḥ — es.

Translation

O Nachkomme Bharatas, gemäß dem Leben, das man unter dem Einfluß der verschiedenen Erscheinungsweisen der Natur führt, entwickelt man eine bestimmte Art von Glauben. Gemäß den Erscheinungsweisen, die das Lebewesen annimmt, kann es einem bestimmten Glauben zugeordnet werden.

Purport

ERLÄUTERUNG: Jeder hat eine bestimmte Art von Glauben – ganz gleich, wer er ist. Aber der Natur entsprechend, die ein Mensch entwickelt hat, wird sein Glaube als tugendhaft, leidenschaftlich oder unwissend bezeichnet, und entsprechend dieser bestimmten Art von Glauben verkehrt man mit ganz bestimmten Menschen. Nun ist es in Wirklichkeit aber so, daß jedes Lebewesen, wie im Fünfzehnten Kapitel erklärt wird, ursprünglich ein fragmentarischer Teil des Höchsten Herrn ist. Ursprünglich steht man deshalb zu allen Erscheinungsweisen der materiellen Natur in transzendentaler Stellung. Doch wenn man seine Beziehung zur Höchsten Persönlichkeit Gottes vergißt und im bedingten Leben mit der materiellen Natur in Kontakt kommt, erzeugt man selbst seine verschiedenen Lebensumstände, je nachdem, mit welchen Aspekten der materiellen Vielfalt man Gemeinschaft hat. Die künstlichen Formen des Glaubens und des Lebens, die daraus entstehen, sind alle nur materiell. Obwohl sich das Lebewesen in der materiellen Welt von gewissen Vorstellungen und Lebensauffassungen leiten läßt, ist es ursprünglich nirguṇa, transzendental. Um seine Beziehung zum Höchsten Herrn wiederzugewinnen, muß man also von der angesammelten materiellen Verunreinigung geläutert werden. Und der einzige Pfad, um dies ohne Angst zu erreichen, ist Kṛṣṇa-Bewußtsein. Wenn man im Kṛṣṇa-Bewußtsein verankert ist, befindet man sich mit Sicherheit auf dem Pfad, der zur Erhebung auf die vollkommene Stufe führt. Wenn man sich diesem Pfad der Selbstverwirklichung nicht zuwendet, wird man gezwungenermaßen vom Einfluß der Erscheinungsweisen der Natur gelenkt werden.

Das Wort śraddhā, „Glaube“, ist in diesem Vers sehr bedeutsam. Śraddhā, oder Glaube, entsteht ursprünglich aus der Erscheinungsweise der Tugend. Man kann seinen Glauben auf einen Halbgott, auf irgendeinen selbstgemachten Gott oder auf irgend etwas Erdachtes richten. Wenn der Glaube stark ist, sollte er einen zu Tätigkeiten in materieller Tugend führen. Doch im bedingten Zustand des materiellen Lebens gibt es keine Tätigkeiten, die völlig rein sind. Sie sind immer vermischt. Sie befinden sich nicht in reiner Tugend; reine Tugend ist transzendental, und nur in gereinigter Tugend kann man die wahre Natur der Höchsten Persönlichkeit Gottes verstehen. Solange sich der Glaube eines Menschen nicht vollständig in geläuterter Tugend befindet, ist dieser Glaube der Verunreinigung durch die verschiedenen Erscheinungsweisen der materiellen Natur ausgesetzt, und diese Verunreinigung greift auf das Herz über. Daher richtet sich der Glaube eines Menschen danach, welche Erscheinungsweise der materiellen Natur sein Herz beeinflußt. Mit anderen Worten, wenn sich das Herz in der Erscheinungsweise der Tugend befindet, ist auch der Glaube in der Erscheinungsweise der Tugend. Wenn sich das Herz in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befindet, ist der Glaube ebenfalls in der Erscheinungsweise der Leidenschaft. Und wenn sich das Herz in der Erscheinungsweise der Dunkelheit, in Illusion, befindet, ist der Glaube ebenfalls auf diese Weise verunreinigt. Somit finden wir auf der Welt verschiedene Arten von Glauben, und entsprechend diesen unterschiedlichen Glaubensarten gibt es verschiedene Formen der Religion. Das wahre Prinzip des religiösen Glaubens gründet in der Erscheinungsweise der reinen Tugend, doch weil das Herz des Lebewesens mit den materiellen Erscheinungsweisen vermischt ist, gibt es so viele andere Arten religiöser Prinzipien. Somit gibt es also entsprechend den verschiedenen Arten des Glaubens verschiedene Arten der Verehrung.